Eine „lässige“ Bergtour (2)

Dienstag 1: Läuferspitze mit Herzklopfen
Der nächste Tag beginnt mit einem 9 Euro-Frühstück, einem Buffet. Ein Brötchen, Müsli, Kaffee, Tee, Saft, kein zerknittertes Gesicht. Um uns bis zum Abend zu versorgen, stibizen wir vom Nachbartisch noch ein paar übrig gebliebene Scheiben Brot. Und der frische Morgen begrüßt uns vor der Hütte mit Wolken. Weit hinten im Flachland reißt der Himmel jedoch schon auf.
Wir sind auf dem Weg zum Füssener Jöchle. Alle, die vor uns aufgebrochen sind, überholen wir. Trainierte Bikerbeine sind auch im Gebirge zu gebrauchen… Der Weg ist neu angelegt und leider sehr schmierig, denn in der Nacht hatte es geregnet. Mit Klumpfüßen kommen wir an der Gondelstation an.
Wir entschließen uns, den „Klettergarten“ Läuferspitze auszuprobieren. Die erste Viertelstunde ist kein Problem, dann wird es zum Gipfel hin immer steiler und luftiger. Schöne Ausblicke ringsum. Wir heften den Blick lieber auf den nächsten Meter vor uns und suchen die günstigsten Griffstellen. Durchatmen, ein Witzchen – und schon sind alle oben. Puls 200. Es ist nicht viel Platz, aber für uns genügt es!
Auf der anderen Seite wollen wir runter. Auch hier Seile und Ketten. Die ersten zehn Meter packen wir alle, doch dann kommt plötzlich eine Stelle, an der wir an einer glatten Wand einige Meter senkrecht nach unten müssen. Eine Kette hängt herunter – wir kehren um. Auf halber Höhe finden wir einen Pfad, der um den Gipfel herum führt. Die Stimmen werden wieder lauter, die Witze derber, wir haben wieder festen Boden unter den Füßen…
Hätte es anstelle der Kette an der glatten Wand einige Stifte gegeben, hätten wir es wohl geschafft. Und schon wartet das nächste Highlight auf uns: der Friedberger Klettersteig.

 

 

Dienstag 2: Friedberger Klettersteig zum Ausprobieren
Auf dem Schartschrofen beginnt der Friedberger Klettersteig und führt über zwei Gipfel rüber zum Gimpelhaus (unser Tagesziel). Ein paar Leute, z.T. mit Kindern, stehen auf dem Gipfel herum und warten, bis sich einer in die Tiefe stürzt. Der Einstieg ist für Unbedarfte in der Tat atemberaubend. Es geht ziemlich senkrecht durch einen Kamin nach unten. Das Drahtseil verschwindet in der Tiefe. Benjamin und ich steigen etwa die Hälfte bis zur nächsten Scharte ab, fotografieren und winken nach oben – und klettern wieder hoch. Für unsere ganze Gruppe ist dieser Weg zum Gimpelhaus nicht zu machen…
Schnell sind wir an der Otto-Mayer-Hütte: einen Kaffee trinken, ein Alkohlfreies, heimlich einen Riegel knabbern (Wer Mitgebrachtes verzehrt, wird erschossen!). Wir studieren die Karte und werfen einen Blick nach oben zur Nesselwängler Scharte. 700 Höhenmeter steil und am Stück liegen vor uns. Das Wetter ist prächtig.
Ein schöner, aussichtsreicher Weg bringt uns Meter für Meter nach oben. Das Gelände wird immer felsiger, die ersten Drahtseilversicherungen kommen. Gedämpft wird unsere gute Laune durch einige Schilder an Felsen, die von tödlich ausgegangenen Bergabenteurn erzählen.
Nach zwei Stunden haben wir die Scharte erreicht. Kahle, weiße Felszacken heben sich scharf vor dem stahlblauen Himmel ab. Dann: der Blick ins Tannheimer Tal. Es ist Zeit und ein guter Platz um innezuhalten. Klitzeklein auf einem Felsvorsprung sitzt das Gimpelhaus und wartet auf uns. Die tausend Berggipfel vor uns verschwinden im Dunst es herrlichen Herbstnachmittags.
Im Gimpelhaus werden wir freundlich empfangen. Ein riesige Unterkunft, beliebt bei Kletterern, die von hier aus ihre freien Touren durch die Wände der Roten Flüh oder des Gimpel antreten. Das Haus ist top eingerichtet: sinnvoll geplante Schlafräume, blitzsaubere Toiletten und Duschen, ein großes Restaurant. Wir lassen den Abend mit Pommes, Salat, einigen „Russen“ und einigen Runden Mau Mau ausklingen…

 

 

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