– ein Fazit: eineinhalb Jahre Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge in Schmelz
Der folgende Artikel wird diese Woche im Schmelzer Amtsblatt und im Wochenspiegel erscheinen:
Die Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge in Schmelz (Grundschule) wird immer mehr zu einer Werkstatt mit Flüchtlingen. Kabelbinder und Kaffee sind wichtige Utensilien dieses Projekts, das im Frühjahr 2015 startete. Einen speziellen chronologischen Rückblick gibt es hier
Inzwischen ist der Zustrom an Flüchtlingen deutlich schwächer geworden, das merken wir in der Fahrradwerkstatt natürlich auch.
Wenn es, wie in letzter Zeit, öfter samstags auch noch regnet oder richtig kalt ist, dann geht es ruhig in der Werkstatt zu, d.h. es müssen am Vormittag keine fünfzig Leute versorgt werden, sondern nur zwanzig oder auch nur zehn…
Für mehr Ruhe sorgt inzwischen auch eine gewisse Routine. Wir haben Ablauf und Organisation der Werkstatt geändert und verbessert:
– Wer in die Werkstatt kommt, muss sich zuerst anmelden
– Bei der Anmeldung werden Schäden am Rad und Name des Besitzers auf einem Klebezettel notiert
– das gekennzeichnete Rad wird auf einen bestimmten Platz gestellt, wo sich die Mechaniker nach Herzenslust „bedienen“ können
– Neulinge können sich ein Rad aussuchen, es ausprobieren. Name, Adresse und Radmarke werden dann notiert und eine Besitzbescheinigung wird ausgestellt. Diese Räder stehen ebenfalls auf einem gekennzeichneten Platz, wo jemand von den Helfern die Probefahrt und Übergabe regelt.
Die neuen Eigentümer bestätigen mit ihrer Unterschrift, dass sie das Rad pflegen und die Verkehrsregeln in Deutschland lernen und anwenden werden.
– die Werkstatt selbst soll nur von den Mechanikern betreten werden, um ein relativ ungestörtes Arbeiten zu ermöglichen.
– die Mechaniker können aber auch draußen arbeiten, dort gibt es zudem Kaffee und Tee für alle, die möchten…
– Wer mit einem Totalschaden ankommt und ein neues Rad möchte, muss dafür bezahlen, genauso für aufwendige Reparaturen wie z.B. einen Achter beheben
– Wer mit einem leichten Defekt wie einem Plattfuß ankommt, muss sein Rad selbst reparieren, wofür er Werkzeug und Hilfe bekommt.
Immer öfter kommen auch Männer vorbei, einfach nur um zu helfen.
So kam es in letzter Zeit öfter vor, dass mehr Helfer da waren als Arbeit. Dann bleibt Zeit, einen Tee oder Kaffee zu trinken und das ein oder andere Flüchtlingsproblem zu besprechen…
Alle paar Wochen wird auch auch eine Mountainbiketour angeboten, was aber nicht auf sehr großes Intreesse stößt. Meist kommen lediglich drei bis vier Leute, die sind dann aber ziemlich fit und man kann gute Touren mit ihnen fahren. Acht Mountainbikes stehen zum Ausleihen zur Verfügung, die bisher noch im Keller der Außener Schule gelagert waren und jetzt in der Werkstatt an der Decke hängen, so dass wir nun alles beieinander haben.
Zufrieden waren wir auch im August mit unserer kleinen Geburtstagsfeier – ein Jahr Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge.
Mal wieder fällig wird im neuen Jahr eine verkehrserzieherische Veranstaltung mit der Dillinger Polizei, was jedoch ein ziemlich großer Aufwand ist…
Samstags ist die Werkstatt alle 14 Tage vormittags für alle offen, jede Woche montags treffen sich die Mechaniker zum Schrauben und Planen.
* * *
An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an die Helfer, ohne deren Einsatz das Projekt nicht gut laufen würde: Elisabeth,Lukas, Benjamin, Tino, Uwe, Jörg, Elmar und Feras, Belal, Obeida, Simon, Alaah…
Als Fazit der Initiatoren nach eineinhalb Jahren bleibt festzuhalten:
Etwa 200 Flüchtlinge wurden fahrradmäßig versorgt und auch sonst bei Bedarf betreut. Die Schmelzer Bevölkerung hat dankenswerterweise die vielen Räder gespendet . Die Werkstatt wird regelmäßig besucht: im Schnitt von etwa 30 Menschen. Die Werkstatttruppe besteht aus sechs Schmelzer Mountainbikern (die Lückners) und sechs syrischen Helfern, aber nicht alle sind immer gleichzeitig da.
Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf des Projekts und dankbar für die Unterstützung, die wir von der Gemeinde Schmelz und dem Verein BikeAid bekommen haben. Das Angebot für Flüchtlinge wird von den Schmelzern anerkannt und honoriert, von den Flüchtlingen ebenfalls. Die Zusammenarbeit mit ihnen macht viel Spaß. Die Mitarbeiter sind äußerst hilfsbereit, pünktlich, auf sie ist Verlass.
Da inzwischen einige syrische Familien nachgekommen sind, haben wir noch Bedarf an Kinder- und Jugendrädern und Kinderhelmen. Die Spenden können bei Bedarf auch abgeholt werden.
Kontakt: Norbert Martini (tel. 06874/6531 oder info@nmbiking.de)