Es war eine der für uns schönsten Wanderungen in der Schweiz: die Wanderung über den Prättigauer Höhenweg, und wir wussten es nicht: Er ist gleichzeitig einer der längsten ausgeschilderten Singletrails in den Alpen. Ausgewiesen als „Panoramaride“. Am zweiten Tag unserer Tour stoßen wir das erste Mal auf das rote MTB-Schild… Die Graubündener haben ein offenes Ohr und vor allem die Trails für Mountainbiker. Man schaue sich nur ihre lustigen Werbevideos an…
Aber auch diese drei Tage zu Fuß unterwegs waren dermaßen kontrastreich, dass wir immer noch daran „knabbern“ – im Guten wie im Schlechten.
Die Idee zur Tour stammt aus dem Buch „Hüttentrekking“ (Band 2, Schweiz von Gantzhorn/Hagenbusch) Zusammen unterwegs waren, Elisabeth, Lukas und Norbert.
Keine Reservierung?
Wir starten die Tour in Malans (Landquart bei Chur). Die Älplibahn soll uns die ersten tausend Höhenmeter nach oben bringen. „Was, Sie haben nicht reserviert? Das ist ganz schlecht. Wir sind ausgebucht.“ Ein Schock am frühen Morgen. Wir haben zwar die Übernachtungen auf den Hütten reserviert, aber keine Kabinenbahn. Kein Hinweis im Buch…
Wahrscheinlich aufgrund unserer betroffenen Gesichter erbarmten sich die älteren, dicken Männer, die scheinbar in einer Art privatem Verein die Bahn betrieben, doch nochmal in ihren Listen nachzuschauen. So konnten wir in zwei Etappen, weil jemand ausfiel und dort noch ein Platz frei war, nach oben gebracht werden. Wozu waren die Reservierungen gut? Um oben im Restaurant zu sitzen und spazieren zu gehen, niemand machte sich auf den langen Weg zur Schesaplanahütte.
Wir können dann um 11 Uhr unsere Tour starten. Angegebene Gehzeit: 6:45 Std.
Auf der Schesplanahütte
Bald ist unser Ärger verflogen, wir sind allein unterwegs durch eine herrliche Landschaft, an bewirtschafteten Almen vorbei, mit ständig neuen Ausblicken. Es geht über Fahrwege, Wiesentrails, felsige Pfade. Nach vier Stunden sehen wir unser Tagesziel endlich vor uns liegen: winzig klein und noch zwei Stunden weit weg.
Der Tag ist verdammt heiß und einige Wegpassagen sind verdammt steil. Die Rücksäcke drücken, der Schweiß rinnt…
Nach rund sechs Stunden kommen wir Schesaplanahütte auf 1908m.
Es ist Samstag, Wochenende, viel Betrieb, einige Mountainbikes liegen herum. Wir bekommen im Massenlager eine für uns passende Dreierkoje, einfach abgetrennt durch vierzig Zentimeter hohe Holzwände.
Es gibt vegetarisches Essen, inzwischen Standard auf den Alpenvereinshütten (am besten vorher anmelden), je nachdem sogar vegan, an diesem Abend Polenta mit Gemüse und Salat, vorher eine heiße Gemüsesuppe. Inzwischen ist das Haus voll, ausgelegt auf 80 Personen. Es wird ungemütlich und der Lärm immer immer größer. Viele Gruppen sind hier in den Bergen unterwegs und für sie ist es wohl das höchste Glück, am Ende des Tages sich lärmend ihre Erlebnisse zu erzählen. Wir flüchten nach draußen, aber dort gibt jetzt ein Gewitter den Ton an.
Die Duschen sind wegen Wassermangels abgestellt, wir waschen uns mit eiskaltem Wasser, auch gut. Bald kriechen wir in unsere Schlafsäcke, aber an Schlaf ist nicht zu denken. In den Aufenthaltsräumen wir kräftig gezecht und dank der schlechten Akustik (Holzhaus) schallt das immer lauter werdende Gelächter und Gebrabbel bis zu uns hoch. Um 10 Uhr ist Hüttenruhe, doch das besagt nur, dass es nicht mehr zu trinken gibt, die Leute suchen jetzt ihren Schlafplatz auf. Dort beginnt dann das nächtliche Gekruschel in den Rucksäcken, das Herumleuchten mit den Taschenlampen, das Gestolpere, Geflüster oder Gerede, bald die Gänge zur Toilette…
Wir warten auf den nächsten Tag…
Der Prättigauer Höhenweg – sehr schön und zu Fuss eine rechte Strecke. Das steht bei mir noch auf der Mountainbike To Do Liste. Mit 160km und 6800 Hm aber ein rechter Brocken. Bei meiner Tour um den Vilan konnte ich ja schon etwas Luft schnuppern – schöne Gegend!