Die letzte „Dienstfahrt“ (1)

Abgesang eines radfahrenden Lehrers
Ganz unbewusst greife ich an diesem Morgen nach meinem alten „Dienstrad“ (so genannt, weil man damit zum Dienst fährt, andere fahren zur Arbeit..) Fahrt zur Schule nach Lebach.
Zwei kleine Ereignisse symbolisieren auffallend deutlich das Ende eines Lebensabschnitts. Das Schloss am Fahrradbaum auf dem Lehrerparkplatz ist verschwunden. Geklaut oder schon vom Hausmeister abgebaut? Zweiter Hinweis auf das Ende: Auf dem Rückweg fällt mir plötzlich die Fahrradflasche vom Rad, sie ist am Rahmen abgebrochen. Wenn das keine Zeichen sind, die gedeutet werden wollen.
Die letzten zwanzig Jahre im Schuldienst waren ganz stark geprägt vom Radfahren, es war ein Teil auch des schulischen Lebens.


Die Anfänge

Als Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre die Umweltdiskussion, besonders das Thema „Waldsterben“ richtig Fahrt aufnahm, ließen wir uns mitreißen oder besser ausbremsen. „Tempo 100“ auf allen Autobahnen war eine der bekanntesten Forderungen damals. Mit einem Aufkleber auf unserem Käfer machten wir freiwillig mit. Schnell wurden das Autofahrten in der Familie immer mehr reduziert und vieles mit dem Fahrrad erledigt. Als dann der Wohnortwechsel und die feste Anstellung in Lebach Anfang der 80er Jahre stattfand, kam das Rad auch für den Weg zur Arbeit zum Einsatz.
Noch war nicht an ein Mountainbike zu denken, ein altes, grün (!) gestrichenes 28er Herrenrad mit Stempelbremse vorne und selbst eingebautem Dreigang. Und damit gings dann ab in die Schule. Links am Gepäckträger hin eine Tasche fürs Material. Seit der Zeit bin ich natürlich der Ökofreak…
Das erste 26er wurde dann im Lebacher Fahrradladen (heute Pusse) gekauft: ein Ketteler Alurad mit 7 Gängen. Und dann begann die Zeit der Mountainbikes. Bald waren wir Stammkunde beim Paul (Velosport Sträßer) und haben dort viele Räder bauen lassen.

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Der Weg zur Arbeit
War die Strecke Saarbrücken – Lebach Anfang der 80er Jahre verkehrsmäßig mit dem Auto kein Vergnügen, war der Weg zur Arbeit ein großer Befreiungsschlag. Getroffen wurde niemand. Während der ersten Jahre fanden die Fahrten meist bei gutem Wetter statt oder zumindest, wenn es nicht regnete. Was habe ich dann alles an verschiedenen Regencapes ausprobiert, meist unpraktische Flattergewänder, zum Teil bis über den Lenker reichend.
Mit den Mountainbikes kamen dann auch die passenden Zubehörteile auf den Markt, wie zum Beispiel Regenkleidung. Mit einer dicken grünen Jacke, Hose und Helm sah ich wie ein Marsmensch aus. So wurde ich dann auch oft von den netten Kollegen begrüßt. Im kalten Winter mit Eis im Bart in der Schule angekommen, waren die erstaunten Gesichter von Schülern und Lehrern Belohnung für die Mühen genug. Unverständnis und Bewunderung hielten sich so etwa die Waage.
Auf dem Hinweg konnte ich in Ruhe noch ein paar Planungen für den Unterricht durchgehen oder neue Ideen entwickeln. Oder einfach das Heraufziehen eines neuen Tages genießen. Auf dem Rückweg konnte der Vormittag Revue passieren und Körper und Geist konnten sich erholen. Vom Geldsparen all die Jahre wollen wir gar nicht reden. Das Beste war auf jeden Fall die große Unabhängigkeit und Freiheit, welche die Fortbewegung mit dem Rad bot.

Hier pfeift der Wind

Fortsetzung folgt!

4 Antworten auf „Die letzte „Dienstfahrt“ (1)“

  1. Hallo Norbert,

    ich habe noch sechs Jahre in der Schule vor mir. Und da mir das Mountainbiken nach wie vor riesigen Spaß macht, bin ich in den letzten Wochen statt mit dem Auto so einige Male mit einem E-Bike Haibike eQ XDURO FS 26 – den Hunsrückkamm überquerend – zur Schule gefahren (ca. 27 km hin, 27 + x km zurück). Auf dem Hinweg schone ich mich (Puls maximal 110) und brauche trotzdem nur 50 – 55 Minuten, den Rückweg dagegen gestalte ich zu einer vollwertigen Trainingsfahrt, die mir die abendliche Normal-MTB-Runde in der Woche weitgehend ersetzt. Entweder fahre ich – mich richtig anstregend (hoher Puls, hoher Kraftaufwand) – sehr schnell zurück (Bestmarke 53 Minuten) oder weniger tempoorientiert mit Umwegen und Extra-Anstiegen. Dabei fahre ich regelmäßig und ganz bewusst einen Teil der Strecke (auch lange Anstiege) ohne jegliche Elektrounterstützung. Das gut 21 Kilo schwere Rad fordert dann sogar mehr Anstrengung und Kraftaufwand als ein Normal-MTB. In den folgenden Jahren will ich so oft es geht mit dem E-Bike zur Schule fahren und wieder zurück. An den Wochenenden macht es mir trotzdem Spaß, mit dem Nomal-MTB meine (zeitlich etwas ausgedehnteren) Runden zu drehen. Das E-Biking liefert oder stabilisiert offenbar die notwendige Grundkondition und -ausdauer fürs normale Mountainbiking.
    Alles Gute und vor allem Gesundheit wünsche ich Dir.
    Rainer Stablo
    Morbach

  2. Hallo Norbert, Kerstin und ich wünschen dir alles Gute für deinen neuen Lebensabschnitt! Ich hoffe, wir sehen und bald wieder! LG Thorsten

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