Eines schönen Tages flatterte eine Email in nm´s Postfach. Der Chefredakteur der Bike Sport News, Christian Penning, fragte an, ob ich mich als scheinbar Betroffener zum Thema „Mountainbiken als Sucht“ äußern könnte: 1000 Zeilen, ein Foto… Na ja, hab´ich glatt gemacht, denn Mountainbiken ist doch keine Sucht. Mountainbiken ist mehr…
Der Text (bike sport news september 2010)
Doppelter Genuss
Jetzt die Beine hochlegen und nach dem Maigret-Roman greifen, vorher noch einen Schluck Rotwein. Ein Vergnügen, das ich umso mehr genießen kann, weil ich vorher eine dreistündige Mountainbiketour gemacht und jetzt die richtige Ohrensesselschwere habe.
Diesen doppelten Genuss will ich jeden Tag. Ich will Bewegung und Ruhe. Mountainbiken bringt für mich beides ideal zusammen. Bin ich süchtig?
Mountainbiken ist über viele Jahre hinweg der Schlüssel geworden zu immer wieder neuen Erfahrungen, Erlebnissen und einer größeren Lebensqualität. Seit fast zehn Jahren wird jeder gefahrene Kilometer in einem Mountainbiketagebuch mit Daten, Berichten und Fotos dokumentiert. Jeder Tag ist wichtig.
Es kommt nicht oft im Jahr vor, dass ich an einem Tag nicht auf dem Mountainbike sitze. Wenn ich aber dann jemanden auf einem MTB sehe, gibt mir das einen Stich. Oh, hat der es gut, der fährt… Bin ich schon süchtig?
Die Fachleute sprechen bei Sucht von einer zwanghaften Befriedigung eines Bedürfnisses. Dabei werde das Bedürfnis als ein unerträglicher Zustand der inneren Spannung und Leere erlebt. Eine Befriedigung hebe den Zustand nur kurzfristig auf, der Zustand wiederhole sich dann gesteigert. Ein Zwang mit sich wiederholender Steigerung?
Mountainbiken ist doch wohl eher die Befreiung aus den vielen zwanghaften Zuständen des Alltags und unserer Gesellschaft. Der Sprung in den Sattel gibt mir ein großes Stück Freiheit und Unabhängigkeit. Das funktioniert besonders gut besser, wenn ich das Bike nicht nur als Sportgerät benutze. Erst der Einsatz dieser vielseitigen Maschine im Alltag eröffnet vielfältige Perspektiven.
Wenn ich mich morgens an einer Autoschlange vorbei bewege oder dem Verkehr über Waldwege überhaupt entfliehen kann, um zu meinem Arbeitsplatz zu kommen, dann fühle ich mich frei, glücklich.
Wenn ich nach einem anstrengenden Tag lieber noch ein Stündchen locker durch die Gegend rolle als mich vor die Glotze zu setzen und dabei abschalten kann, dann fühle ich mich frei, unabhängig, zufrieden.
Wenn ich im Hochsommer durch Wald und Feld brause und die verschiedenenartigsten Gerüche genießen kann, die ich in kurzen Abständen durchfahre, dann bin ich eins mit mir und der Natur.
Wenn ich im Winter bei Eiseskälte zur Arbeit fahre, dort mit Eiszapfen im Bart ankomme und die Kollegen fragen irritiert: Du bist doch nicht etwa mit dem Rad da, dann fühle ich ein wenig Stolz – und Freiheit.
Wenn ich endlich die wandernden Liftfahrer hinter mir gelassen habe und das Panorama der Walliser Dreitausender liegt in seiner vollen Pracht vor mir, dann fühle ich mich frei, stolz, glücklich.
Wenn ich in meiner Gegend mal wieder einen neuen Trail entdecke, dann freue ich mich und genieße ihn, auch wenn er nur kurz ist. Am nächsten Tag fahre ich ihn wieder.
Alle meine Sinne sind wach: ich sehe, ich fühle, ich rieche, ich höre – ich fahre Mountainbike. Jeden Tag. Mountainbiken ist mehr.
Hallo Norbert, lese sehr oft eure Seite, sehr interessant und schön gestaltet, bei dem sehr schönen Artikel von Dir in „Bike Sport News“ fehlt meines Erachtens nur noch ein schönes Zitat, das alles über Konzentration und Kondition beim Pädcherfahren mit dem Mountainbike aussagt: „Mountain-Biking ist die beste Schulung für Körper und Geist“ !
Hey Nobbi,
super getextet. Das bringt es mal wieder voll auf den Punkt. In welcher RSN erscheint das?
Hoffentlich sehen wir uns bald mal wieder – ist überfällig. Pia fährt Bike, Zoe läuft, ihr verpasst sonst noch alles!
Cu, Lahmi und die 3 Mädels
Toller Beitrag!!!
Ich werde ihn mir ausdrucken und an die Pinwand in der Küche hängen.
Gruß Evi
hallo klaus,
zuviel der ehre, aber danke!
ich hoffe, diese art mountainbike zu fahren und zu beschreiben, wirkt nicht zu missionarisch,
es ist einfach eine wunderbare möglichkeit lebensqualität und verantwortungsbewusstsein und spaß miteinander zu verbinden…
Hallo Norbert,
Ich bewundere Dich seit Jahren aufgrund Deiner Einstellung zum Mountainbiken und den Blicken für das wesentliche im Leben.Vielleicht gelingt es mir im nächsten Jahr mal öfters mit Dir auf Tour zu gehen. Du bist und bleibst ein Vorbild für mich.
Gruß an Deine tolle Familie.
Klaus.
Wow,
Du hast es wie immer mal ganz locker auf den Punkt gebracht. Danke, Norbert!!!