Irgendwann nach gut zwei Stunden schienen die Werkstattleute den Überblick verloren zuhaben. Überall lagen und standen ganze, halbe, viertel Fahrräder herum, kreuz und quer. Einzelteile lagen auf dem Boden verstreut. Ab und zu erscholl der Ruf: Wer hat den 15er? So etwas passiert, wenn vier Mountainbiker versuchen, alte Fahrräder zu reparieren und dabei die Anwesenden mit einzuspannen…
Der dritte Fahrradtreff, der eigentlich eine Fahrradwerkstatt ist, fand diesmal auf dem Schulhof der alten Grundschule Schmelz-Außen statt. In der Schule können inzwischen die gespendeten Räder und einiges an Material gelagert werden. Noch ist das Wetter so gut, dass im Freien gearbeitet werden kann. Im Gewölbe der alten Schule wäre es wohl zu eng geworden.
Wir hatten an diesem Tag viele Helfer: Zu den drei einheimischen Mechanikern (Benjamin, Uwe, Tino) gesellte sich ein syrischer (Firas, wo war der zweite abgeblieben?). Mohammad und seine drei Jungs aus der Goldbach haben ebenfalls sehr fleißig und sehr anstellig geholfen. Sie haben Räder auseinander gebaut, Mäntel gewechselt, Schläuche geflickt, einen sogar drei Mal…
Im Keller hatten sich über zehn Räder angesammelt, die zu reparieren waren. Einige mussten ausmustert werden, weil bestimmte Teile (Lager, Schaltung) nicht mehr zu reparieren waren. Diese Räder dienen jetzt als Ersatzteillager.
Vorrangig sind natürlich an diesem Vormittag die Räder repariert worden, die uns die Flüchtlinge gebracht haben. Auch da haben oft die Ersatzteile gefehlt, die erst nächste Woche besorgt werden können. Einige neu Angekommene, noch Radlose haben auf ein Fortbewegungsmittel gewartet, bis sie fertig waren. Sie waren mit ihren Betreuerinnen (Paten) gekommen. Besucher sind immer willkommen, es geht ja auch um Kontakte…
Mohammad versuchte öfters dem ein oder anderen ein paar arabische Vokabeln beizubringen, doch das wurde dann vom Werkstattleiter (natürlich lachend und als Scherz) unterbunden. Schließlich seinen sie zum Arbeiten hier, bestenfalls um Deutsch zu lernen…
Inzwischen wird die Schmelzer Flüchtlingshilfe auch von Bike Aid unterstützt. Ein großes, leihweise zur Verfügung gestelltes Zelt wurde das erste Mal getestet und soll die Mannschaft von zukünftigen Schlechtwetterattacken schützen. Finanzielle Unterstützung zum Kauf von Werkzeug und Material hat Eric Haus, der Vorsitzende von Bike Aid, ebenfalls zugesagt. Herzlichen Dank von allen Beteiligten. Bike Aid will auch weitere Initiativen, die sich um Fahrräder für Flüchtlinge kümmern, in ähnlicher Weise unter die Arme greifen…
Als dann um ein Uhr noch ein Trupp mit Fahrrädern anrückte, konnte nur noch Luft gepumpt in die schlappen Reifen und auf nächste Woche vertröstet werden. Denn auch bei den Helfern war die Luft raus, da konnte keine Pumpe mehr helfen…
Herzlichen Dank nochmal an alle einheimischen und ausheimischen Helfer!