Viele kleine Freiheiten bringt die Fortbewegung auf unmotorisierten Zweirädern mit sich. Da ist eine Straße gesperrt. Man müsste einen ziemlich großen Umweg fahren, der auch für Auto Fahrende lästig sein könnte. Der Zweiradler fährt einfach weiter und stört niemanden dabei. Wartezeiten an Kreuzungen gibt es eigentlich nicht, man fährt an den Wartenden vorbei nach vorne oder nutzt freie Gehwege.
Natürlich ist die Freude der Motorisierten oder Fußgänger nicht immer groß. Besonders in der Stadt läuft das Verhalten von Radfahrern oft aus dem Ruder. Die Diskussion über diese Raudis und Anarchos ist aktuell und natürlich endlos… Mit ein bisschen Rücksicht und Vorsicht kommen wir hier auf dem „Lande“ ganz gut zurecht.
Der Kontakt mit den Deutschlernenden – wie an diesem Vormittag – macht einem manchmal schlagartig klar, was in anderen Kulturen so läuft. Pünktlich um neun Uhr stehe ich auf der Matte, das Sprachbuch im Rucksack. Nur einer ist da. Oft ist die gesamte Gruppe nicht anwesend, weil ständig irgendwelche Termine bei der Ausländerbehörde, im Jobcenter oder auf der Gemeinde wahr genommen werden müssen. Einige sind inzwischen in ein anderes Bundesland umgezogen. Aber nur einer da?
M. hat es schnell erklärt, sogar in Deutsch: Nach dem muslimischen Kalender beginnt am 18.6. der Fastenmonat Ramadan. Das heißt: den Tag über Fasten (Essen und Trinken), erst nach Sonnenuntergang darf man wieder zuschlagen. Jetzt im Sommer ist das für viele Muslime, besonders für diejenigen, die arbeiten, ziemlich hart. Einige der Männer im Haus sind im Bett geblieben, so wird der Tag für sie etwas kürzer. Da müsste man den Sprachkurs glatt auf 21.30 Uhr verlegen…