Nepal 2014: Ein typischer Tag (3)

12.30 Uhr. Wir tragen unsere Räder ein paar Stufen hoch zum Haus. Ein Nepalese steht schon oben und begrüßt uns: „Namaste“. Die Räder und das Gepäck sinken zu Boden und wir lassen uns zufrieden in die blauen Plastikstühle fallen. Kaum sitzen wir, fragt Tensing aauch schon, ob wir Lust auf eine Tasse Kaffee oder Tee hätten. Wer könnte da „Nein“ sagen? Mit den Getränken bringt Tensing auch die Speisekarte – seit einigen Tagen unsere liebste Lektüre. Inzwischen wissen wir, was sich hinter den meisten Begriffen verbirgt. „Veg Steamed Mo Mo“ sind zum Beispiel die mit Gemüse gefüllten Teigtaschen, gedünstet.

Diesmal entscheiden wir uns für gebratene Nudeln mit Gemüse. Jörg will eine Pizza probieren. Meist können wir eine Zeit festlegen, wann wir essen wollen. 13 Uhr wäre prima. So haben wir noch genügend Zeit, unsere Zimmer zu beziehen, die diesmal wieder im ersten Stock liegen, Toilette mit Schüssel zum Sitzen. Luxus!

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14.10 Uhr. Die Musik kommt näher: Trommeln und immer wiederkehrender Gesang. Bald zieht eine Gruppe von ca. vierzig Menschen unten an der Lodge vorbei zu einem freien Platz am Ende des Dorfes. Angeführt wird die Gruppe von zwei Zeremonienmeistern, welche die Trommel schlagen und den Gesang anstimmen. Sie sind im Gesicht schwarz angemalt und tragen Ketten mit Lebensmitteln um den Hals, wahrscheinlich die Opfergaben für die Götter. In festgelegten, rituellen Schritten bewegen sie sich zur Musik durch das Dorf in Richtung Totenplatz. Wir können die Zeremonie von unserem Balkon aus gut beobachten. Es wird gesungen, getanzt, auch gelacht, manchmal aber auch geschrien.

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15.00 Uhr. Nach einer Mittagspause inklusive eines kleinen Schläfchens packen wir einen Rucksack mit Wasser und Fotoapparaten und machen uns zu Fuß auf den Weg ins Tal gegenüber. Oberhalb von Dharapani führt eine Hängebrücke in den kleinen Ort Thoche. Schon von der Brücke aus sieht man einen drei Meter hohen, frisch gestrichenen Gompa leuchten. Hier biegt man auch ein, um den Manaslu-Trek zu gehen. So weit wollen wir diesmal nicht, wir begnügen uns mit dem kleinen Ort. Die Wege sind mit faustgroßen Steinen gepflastert, eine Kuh schaut hinter einer Mauer hervor und ein Junge, den ich fotografiere, macht das V-Zeichen. Eine lange Mani-Wand mit wunderschönen, bemalten Steinen zieht sich durch das Dorf: Gebete, aber auch Götterfiguren sind in die Steintafeln geritzt und mit Farbe bemalt. Scheinbar gibt es auch eine Schule, aber so gut können wir noch nicht Nepalesisch lesen, um das genau festzustellen.

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Rings um Dharapani ragen steile Felswände auf, so dass die Sonne schnell verschwindet und es kälter wird. Wir kehren in die Lodge zurück. Inzwischen ist eine große Gruppe französischer Trekker angekommen, die ziemlich viel Lärm macht, aber die Zimmer unter uns beziehen. Ihr Französisch sprechender nepalesischer Guide spricht noch lauter, was wahrscheinlich bei dieser lebhaften Bande nötig ist.

19.00 Uhr.Später beim Abendessen dirigiert er dann für alle das vorbestellte Essen und gibt Anweisungen für den nächsten Tag. Einer der Franzmänner fragt mich, ob wir für die Bikes auch Träger hätten. Er staunt, als er hört, dass wir die Räder, falls nötig, selber tragen…
Ganz vorne im Essraum sitzt schon den ganzen Nachmittag ein (vermutlicher) Amerikaner, der sich auf einem kleinen Fernsehgerät Nachrichten anschaut. Hier sehen wir zufällig auch ein paar Bilder vom Schneesturm von vor einer Woche, wobei die Suchaktionen scheinbar immer noch laufen. Außer Schnee und Hubschraubern ist nicht viel zu sehen…

Nach dem Abendessen (diesmal Reis, Gemüse, Kartoffeln) genehmigen wir uns die obligate Flasche Bier. Wir laden Tensing und die beiden Träger, Rajkjamur und Furingi dazu ein. Hari ist unauffindbar irgendwohin verschwunden. Das auf Englisch geführte Gespräch läuft natürlich bei allen Beteiligten nicht immer so flüssig, doch als alle ihre Handys auspacken und Fotos von ihren Familien und Kindern zeigen, steigt die Stimmung merklich…
In dieser Nacht ist es trotz des voll besetzten Hauses ruhig und wir schlafen gut…

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