Nepal 2014: Ein typischer Tag (1)

    Neue Bücher, alte Fotos, Karten, Erinnerungsstücke – Nepal ist immer noch stark präsent. Ein wenig verblassen die Erinnerungen jedoch, immer länger dauert es, bis man weiß, wo wann was passiert war. Als kleines Erinnerungstraining folgt jetzt die Beschreibung eines kompletten Tages … Die Tage, wo wir mit dem Bike unterwegs waren, kommen einem im Nachhinein sehr ähnlich vor, hatten die gleiche Struktur, doch jeder Tag war etwas sehr Eigenes. Beschrieben wird der Tag, der uns von Jagat nach Dharapani brachte..

6.10 Uhr. Langsam dringt der neue Tag ins Bewusstsein vor. Irgendein Geräusch hat mich geweckt. Zum richtigen Zeitpunkt. Ein suchender Griff zum Tischchen, das zwischen den zwei Betten in unserem Zimmer steht und übervoll mit unserem Kram beladen ist. Fast wäre die Brille wiedermal auf den Boden gefallen… Ein Blick auf die Uhr und dann der erste Blick aus dem Fenster hinter dem Bett. Kein Blick auf die Berge diesmal, sondern zur Rückseite des Kochhauses unserer Lodge. Dort befindet sich auch eine Wasserstelle und von dorther kam auch das Geräusch: Eine Frau macht Morgentoilette, putzt sich die Zähne, lässt Wasser in einen Plastikeimer laufen. Aus dem Schornstein der angebauten Hütte steigt schon Rauch..

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Noch ein paar Minuten liegen bleiben, Lukas nebendran scheint noch zu schlafen. Während ich meinen Schlafsack bis zum Hals zugezogen habe, hat er ihn nur als Decke benutzt. So unterschiedlich kann das menschliche Kälteempfinden sein. Nach zehn Minuten strampele ich mich aus dem Schlafsack heraus und wechsele die Schlaf- gegen die Bikeklamotten. Die liegen schon vom Vortag auf der Reisetasche parat. Also noch kein In-der-Tasche-kramen. Toilettenbeutel und Handtuch liegen auf dem Boden neben der Tasche.

Aus dem Zimmer schleichen ohne Geräusche zu machen, ist so gut wie unmöglich: Der einfache Riegel an der Holztür klemmt und quietscht beim Zurückschieben. Die Tür selber natürlich auch. Mit den Waschutensilien in der Hand bleibe ich für einige Augenblicke stehen, hole Luft, fröstele leicht. Unser Zimmer liegt im ersten Stock und geht auf einen Balkon hinaus. Ein paar Schritte nach rechts und man hat einen Blick auf die Dorfstraße und im Hintergrund auf die Berge. Das Wetter scheint wieder gut zu werden. Noch hängen ein paar Wolken in den Gipfeln, aber dahinter ist der Himmel blau.

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Auf der Etage gibt es einen Toiletten-Dusch-Raum. Verflixt, besetzt? War Jörg schneller oder ein anderer Gast? Aber ich habe keinen gesehen oder gehört… Also dann zuerst waschen. Ein Blick über die Veranda nach unten. Die Waschstelle ist frei, sie liegt im Freien, im Hof der Lodge. Erfrischendes, kaltes Wasser in einem dünnen Strahl. Katzenwäsche, duschen können wir ja abends…
Im Zimmer hat sich Lukas inzwischen auch im Bett aufgesetzt und schaut noch nicht so ganz wach aus der Wäsche. Es klopft. „Morje, Männer!“ Jörg ist schon fertig angezogen, Kamera und Handy in der Hand. Jetzt müssen wir aber voran machen. Die Toilette ist jetzt frei. In Jagat gibt es nur ein Plumsklo, also geht es in die Hocke und man kann schon mal Wasser in den grünen Eimer laufen lassen zum späteren Nachspülen. Zum Händewaschen geht es dann wieder runter an den „Brunnen“.

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„Morning, Papa! How are you?“ Furingi ist bestimmt schon lange auf. „Fine, fine!“ Wenn die Träger morgens auftauchen, ist das auch das Zeichen dafür, dass wir unsere Taschen packen müssen, damit die beiden noch vor uns aufbrechen können. Jetzt kommt der eigentlich unangenehmste Teil des Tages: die Tasche packen. Das muss jetzt schnell gehen, also schnell auch überlegen: Was brauchen wir heute? Was ziehe ich an, was kommt in den Rucksack, was in die Tasche. Hin und wieder geht die Aufteilung schief…

Oh, der Schlafsack liegt noch auf dem Bett. Der muss zusammengerollt werden, er kommt als erstes in die Tasche, rechts außen. Das meiste Zeug räume ich jetzt aus der Tasche aufs Bett, um einen Überblick zu haben und in der Tasche Platz. In die Tasche kommt der dicke Schlafsack, die Wanderschuhe, der Toilettenbeutel und all der andere Kram. Hm, noch keine Zähne geputzt, egal, heute Abend. Was brauche ich noch für heute? Es wird wohl so wie gestern werden, eher warm. Windstopper anziehen, Windjacke drüber. Wir frühstücken ja auch draußen. Was liegt noch herum? Was ich übersehe, muss ich eben im Rucksack selbst tragen. Die Akkus der Elektrogeräte müüsen ach noch kontrolliert werden.

Lukas hat seine Tasche schon fertig, Jörg, der Frühaufsteher sowieso. 16 Kilo sind gar nicht so leicht, die Tasche ist unförmig, aber für die Porter im richtigen Format. Aufs Knie abgestützt, schleppe ich sie runter. Die beiden „Jungs“ warten schon. „You have finished breakfast?“ Meist sind die Guides und Porters lange vor uns auf und haben schon in der Küche gefrühstückt, wobei das meist nur aus einer Schale Porridge und einer Tasse Kaffee oder Tee besteht.

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6.50 Uhr. Hari schiebt unsere Bikes in den Hof, Tensing kommt, um die Bestellung fürs Frühstück aufzunehmen. Lukas nimmt warmes Porridge (auch Tsampa genannt), ein Gerstenbrei. Ich nehme Müsli mit Obst. Jörg ebenfalls Müsli. Lukas und ich mischen unsere Portionen, die gut satt machen. Dazu gibt es diesmal tibetanisches Fladenbrot und schwarzen Kaffee, für Lukas Juice. Das Essen kommt innerhalb von 10 Minuten, es ist nur noch ein Ehepaar zum Frühstück da, die sitzen im Haus. Der etwas mürrisch wirkende Wirt bringt zuerst den Kaffee. Als wir auf dem Rückweg hier nochmal Station machen, ist er wie ausgewechselt: gesprächig, überfreundlich, hilfsbereit…

Wir lassen uns Zeit zum Frühstücken, wir haben keine Eile, spätestens um 8 Uhr wollen wir los. Die ersten Träger wandern inzwischen das Dorf hinaus Richtung Berge. In der Lodge auf der anderen Straßenseite wird auch gefrühstückt, Gesprächsfetzen klingen herüber. Wir selber reden eigentlich nicht so viel, wir genießen unser Essen, bestellen noch eine Portion Kaffee…
Als der Wirt wieder vorbei schaut, ordern wir unsere Ration Wasser, jeder meist zwei Flaschen, die wir gleich in unsere Rucksacktrinkblasen abfüllen. Jörg nimmt oft noch eine dritte Flasche im Rucksack mit. Dann bezahle ich das Wasser zusammen mit dem Bier vom Abend, Lukas notiert es in sein „Haushaltsheft“.
Ein letzter Blick in die Zimmer, wer muss noch aufs Klo?

7.50 Uhr. Die beiden Träger sind unterwegs, Tensing und Hari haben schon den Fahrradhelm auf dem Kopf und warten. Ok, ready. Wir machen uns auf den Weg nach Dharapani…

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Fortsetzung folgt natürlich…

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