Wir liegen auf unseren Betten. Die Matratze besteht aus einem Holzbrett, überzogen mit einem Stück Stoff. Es geht auf Mitternacht zu und noch ist an Schlaf nicht zu denken. Es ist die Nacht der Geräusche. Wir können uns voll darauf konzentrieren:
Türschlösser werden in die Hand genommen. Sie rappeln, denn sie sind aus Metall. Sie werden losgelassen, wieder scheppern sie gegen die Tür. Türen gehen, sie werden aufgezogen, zugedrückt, auch zugeschlagen, sie quietschen. Riegel werden quietschend vorgeschoben, dagegen geschlagen, weil sie nicht passen. Es gibt viele Türen im Haus, noch sind nicht alle im Bett.
Dann beginnt ein Gerumpel über uns im Zimmer. Was tun die da? Möbel umräumen? Stühle rücken? Taschen hin und her schieben? Mal rumpelt es laut, mal leiser. Jetzt wieder ein Schaben und Schieben über den Fußboden.
Auf verschiedenen Etagen über und unter uns wird gesprochen: Babylon in Besishahar. Nepalesisch, Englisch, Englisch mit Akzent, Französisch, wieder Nepalesisch… minutenlang, mit Unterbrechungen, mit Fortsetzungen. Handygebimmel und wieder zogen Gesprächsfetzen durchs Haus. Bis gegen 2 Uhr morgens…
Keine sehr angenehmen, wenn auch menschlichen, Geräusche verursachen in dieser Nacht die Erledigung oft unaufschiebbarer Bedürfnisse: Toilettengang, Wasserabschlagen und andere Geschäfte. Wir hatten zwar eine Toilette im Zimmer, aber in der Toilette gab es keine Decke, sie war zu anderen Toiletten hin offen. Damit hatten wir freien Zugang. Waren die Geschäftigkeiten erledigt, musste mit Wasser nachgespült werden. Das musste erst geräuschvoll in einen Eimer laufen, um dann mit einem lauten Platz ins Toilettenloch geschüttet zu werden.
Ab 6 Uhr morgens waren dann die Angestellten bzw. Familienmitglieder munter und gingen ihren mehr oder weniger geräuschvollen Tätigkeiten nach: Besonders das Geschirrspülen im Freien ist keine sehr leise Angelegenheit. Dabei wird wieder gesprochen, gelacht – und gespuckt. Eine übliche asiatische Angewohnheit. Für die im Bett liegenden Gäste eher gewöhnungsbedürftig.
Wir sind zuhause ziemlich gut isolierte Häuser gewöhnt. Die in Nepal lassen schon mal die Geräusche von draußen komplett auch ins Haus. So auch in dieser Nacht. Die Innengeräusche vermischen sich mit denen von außen. Das Konzert wird komplexer.
Auf der Straße fahren bis spät nachts Autos, LKWs, Motorräder, Vespas- und die hupen, eine beliebte und sinnvolle Art der Kommunikation in Städten. Früh morgens werden die schweren, eisernen Rollläden der kleinen Läden hochgezogen, das macht ergiebige Geräusche. Wer seinen Laden offen hat, der kehrt auch gleich ein bisschen den Müll und den Staub vom Laden weg auf die Straße – ein zwar leises, aber eindringliches Geräusch.
Auch die Natur draußen ist fleißig am Konzert beteiligt. Besishahar hat eine etwas tropische Vegetation. Tagsüber war das Vogelgezwitscher schon sehr laut und ungewöhnlich. Mit dem Morgengrauen beginnt es schlagartig wieder. Andere Tiere wollen da auch gern mitmachen, also kräht ein Hahn schon sehr früh. Hunde sind in Nepal ein eigenes Thema. Sind sie tagsüber eher friedlich und liegen faul überall herum, so entwickeln einige doch nachts enorme Aktivitäten. Die Mauern der Gassen katapultieren das Gebell, das aus der Ferne natürlich beantwortet wird, zu uns hoch ins Zimmer.
Dagegen war das Gegecker eines Geckos, der auch in unserem Zimmer wohnte, vergleichsweise zart und lieblich. Er meldete sich auch ein paarmal in der Nacht.
Es war eine interessante Nacht, voller neuer Geräusche, in interessanten, nie gehörten Kombinationen. Nun, so drei Stunden haben wir wahrscheinlich doch schon geschlafen. Doch morgens, als wir zu unserer ersten Tagesetappe mit dem Mountainbike aufbrachen, war von Müdigkeit nichts zu spüren…
… auf jeden fall keine retusche von mir, wenn ich nochmal hinkomme, schaue ich genau nach, der karton liegt dann bestimmt noch da:-)
Die nächtliche Aktivität der Hunde kann ich auch bestätigen. Die dünne Höhenluft auf 3.680 m schien kein Störfaktor für ihre Stimmbänder zu sein!
Fragen an den Fotografen: Auf dem Giant-Karton ist „Made in EU [Huhn] P“ zu lesen…
1. Stand darauf „Made in Europe“ überhaupt?
2. Wenn ja, warum fehlt ein „E“? Fake? :-)
2. Komisch, da Giant aus Taiwan stammt. Ist etwa der Karton in Europ hergestellt worden???
holla! da hast du ja zu einem blumigen audio-dramatischen rundumschlag ausgeholt :-)! allein…
genau so war’s! vielleicht etwas verstärkt durch den leichten schlaf unseres chronisten ;-)
…hinzuzufügen wäre höchstens noch das vereinzelte grölen der yaks in stockfinsterer nacht auf der hochebene von manang, das einem in gedanken an szenen aus „jurassic park“ mit leichter gänsehaut noch etwas tiefer unter die schwere bettdecke kriechen ließ…
…das morgendliche hervorholen aller reste der nacht von der siebten sole an aufwärts, in mehreren schritten…, und oft von mehreren teilnehmern gleichzeitig.., uaahh… daaas war gewöhnungsbedürftig!!