Wieder mal fündig geworden
Greenpaece meint:
Würden sich die Machtverhältnisse auf unseren Straßen nach der Anzahl der Verkehrsmittel richten, hätte das Fahrrad Vorfahrt: 80 Prozent der Deutschen besitzen ein Rad. 73 Millionen Räder gegen rund 50 Millionen zugelassene Autos. Ist die Autonation in Wirklichkeit eine Fahrradnation? Schön wär’s. In Wahrheit schwingt sich nur ein Bruchteil der Besitzer in den Sattel, der große Rest der Räder rostet ungenutzt vor sich hin. In den vergangenen Jahren stagnierte der Radverkehrsanteil bei gerade mal neun Prozent. Doch im weltweit am häufigsten genutzten Verkehrsmittel schlummern auch hierzulande noch riesige Potenziale – die in Zeiten von Klimawandel und grassierendem Bewegungsmangel geweckt werden wollen.
Wer sich fragt, warum erst so wenige Menschen in die Pedale treten, muss nicht lange nach einer Antwort suchen. Es fehlt nach wie vor an sicheren, gut ausgebauten Radwegen, attraktiven Routen und geeigneten Abstellmöglichkeiten. Zwar hat der Nationale Radwegeverkehrsplan vor Kurzem das ambitionierte Ziel bekräftigt, bis 2012 „dänische Verhältnisse“ auf deutschen Straßen zu schaffen. Der Radverkehrsanteil liegt im Nachbarland bei 18 Prozent. Doch wie die Verdopplung erreicht werden soll, darüber verrät das 800-seitige Werk aus dem Bundesverkehrsministerium nur wenig. Wegweisende Impulse, wie das Rad als vollwertiges Verkehrsmittel integriert werden kann, fehlen gänzlich.
„Die Politik hat die Potenziale des einzigen Null-Emissions-Fahrzeugs immer noch nicht erkannt“, sagt Winfried Hermann, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag. „Nach wie vor fließen Milliarden in Schienenausbau, Schifffahrt und Straßenbau, der Radverkehr muss sich mit ein paar Milliönchen abspeisen lassen.“ Für Hermann gibt es nichts Schöneres, als auf zwei Rädern an genervten Autofahrern, die jeden Morgen im Stau stehen, vorbeizuziehen. Dieses Hochgefühl würde er viel mehr Menschen gönnen. (Greenpaece-Magazin, Mai 2008)