Mountainbiken im Berner Regenland
Mir ignoriere de Räge! (Benja)
Das Mountainbike-Revier
Hinter Bern beginnt das Berner Oberland. Vor einem stehen die mächtigen Viertausender Eiger, Mönch und Jungfrau. Am Thuner See biegt man rechts ab in Richtung Zweisimmen. Die schmale Straße schlängelt sich durch das Tal der Simme. In Saanen geht es ab in Richtung Gstaad. Der Ort zieht Leute mit Geld an, eine mondäne Gesellschaft, die sich hier merh oder weniger bewegt, die Berge sind auch sehr schön…
Den Abschluss des Tales bildet Gsteig mit dem Sanetschgletscher. Mountainbiker sieht man hier eher selten…
… obwohl es einige signalisierte Mountainbikerouten gibt. Meist Asphaltsträßchen und Schotterpisten. Die benutzt man zur Anfahrt. Dann bringt uns ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen weiter hinauf …
*Prospekt des Tourismusverbandes Saanen: Karte mit eingezeichneten Bikerouten und Tourenbeschreibungen (gut zur Orientierung)
* Karte: Gstaad 1:40 000;
* Swiss Singletrail Map Simme/Saane (1:50 000):
Bei der Einteilung in Schwierigkeitsgrade ist Vorsicht geboten!
Unsere Erfahrungen:
blau/leicht > ok, meist kleinere Steigungen, Teer oder Schotter
rot/anspruchsvoll > eher schwierig, heftige Steigungen, oft schieben
schwarz/schwierig > eher unfahrbar, meist schieben, wurzelige Wanderwege…
Die Karte besteht aus wasserfestem Material und bietet auf der Rückseite einige Tourenbeschreibungen. Grundsätzlich eine lohnende Investition… Homepage und Verkauf
Die Touren (e = empfehlenswert)
1 Gsteig: erst Radweg, vor Feutersoy Wanderweg, gemütlich (e)
2 Le Rubli über Eggli (e)
3 Col de Jable und Arnensee
4 Chateau d´Oex
5 Trütlisbergpass (e)
6 Rellerli über Grischbachtal (e)
7 Arnensee
Tag: Sa, 05.08.06
Fahrer/innen: keine
Strecke: keine
Dauer/Länge/Höhenmeter: 0 Std
Rägen, Rägen…
Die Wolken hängen tief, es regnet in Strömen, wir sind in den Bergen. Nur sehen tun wir noch nicht viel davon. Erst nachmittags wird es besser und in der Ferne blitzt der Sanetschgletscher durch die inzwischen weißen Wolken. Die Bikes sind im Haus verstaut, noch pedal- und sattellos und mit verstellten Lenkern. Das werden wir morgen für die erste Tour richten. Geplant ist sie schon: Strecke zur Bäckerei in Gstaad erkunden und vermessen. Dann wird es noch auf 1500m hoch zur Wispile gehen…
Tag: So, 06.08.06
Fahrer/innen: Benjamin, Andrea, Lukas, Elisabeth
Strecke: Gstaad, Richtung Wispile / Gsteig
Dauer/Länge/Höhenmeter: 2,5 Std
Wolkenpanorama
Vormittags:
Leichter Regen, die hohen Berge noch in den Wolken, ein verregneter Sonntagmorgen in Gstaad. Wir fahren trotzdem los, suchen im mondänen Ort eine Bäckerei. In der Fußgängerzone gibt es eine. Elisabeth bewegt sich wieder zum Chalet zurück, wir steigen auf in Richtung Wispile. Schnell wird uns warm und wir bekommen einen guten Blick auf Gstaad. An der Kabinenbahn, die zur Wispile hochschaukelt, machen wir Halt und beschließen wieder in Tal zurück zu fahren. Fahren ist gut! Ein Wanderweg voller nasser Wurzeln und Steine zwingt uns zum Schieben. Und weil es einfach dazu gehört, übersehen wir eine Markierung und bald führt der Weg nicht mehr weiter. Wir müssen umkehren. Vorteil für Andrea, die noch nicht so weit vorgedrungen ist…
Nachmittags:
Die Sonne guckt kurz durch die Wolkenwand. Wir schwingen uns auf die Räder und fahren das Tal hoch nach Gsteig. Anfangs über einen signalisierten Radweg, später über einen schönen Wanderweg. Schmal und mit hellem Kies ausgelegt schlängelt er sich am Bach entlang, manchmal schiebt sich auch eine klitschnasse Wiese dazwischen. In Gsteig regnet es dann endlich wieder…
Wir besuchen hier im Ort ein Chalet, das wir mal vor vielen Jahren gemietet hatten. Viele Erinnerungen: Plumsklo, Dusche in der Küche, Schießanlage vorm Haus…
Tag: Mo, 07.08.06
Fahrer/innen: Benjamin, Andrea, Lukas, Jonas
Strecke: Lauenensee über Wispile, Krinnenpass
Dauer/Länge/Höhenmeter: 3 Std 20 / 30 km / 1100 hm
Schwere Bikes
Vormittags regnet es noch, wir warten bis mittags und ziehen dann los. Eine Tour, die auf der Singletrail-Karte eingezeichnet und beschrieben ist, soll es sein. Zwei Stunden geht es von Gstaad aus hinter dem Seesellift zur Wispile hoch. Zuerst ein Teersträßchen, später ein Schotterweg, der immer steiler und steiniger wird. Über nasse, von Kühen ausgetretene Wiesen geht es zum Krinnenpass. Bald wird der Pfad unfahrbar. Auf der Karte schwarz gepunktet hieße das: schwierig. Immer wieder schieben und tragen, bis wir endlich oberhalb des Lauenensees angelangen und der neu angelegte Weg erst flach, dann bergab in Richtung Lauenen führt. Inzwischen sind die Räder gut und schwer mit Lehm zugesetzt.
Aussicht auf die Berge oder ins Tal gibt es noch keine. Als wir am See ankommen, reißt der Himmel endlich auf und die uns schon fremd gewordene Farbe Blau taucht auf. Kleine Rast am See. Von Lauenen aus nehmen wir nicht den Radweg, sondern den Wanderweg am rauschenden Bach entlang. Sehr zu empfehlen!
Tag: Di, 08.08.06
Fahrer/innen: Benjamin, Andrea, Lukas, Jonas
Strecke: Le Rübli über Eggli, Rougement, Saanen
Dauer/Länge/Höhenmeter: 3,5 Std / 33 km / 1350 hm
Strom in der Hose
Die Tour haben wir nach der Singletrailmap zusammengestellt. Morgens beim Brötchenholen: 7 Grad, Wintertemperatur. Aber dann um 9 Uhr, wir waren erst fünf Minuten unterwegs, packten wir die Winterklamotten in den Rucksack und konnten so in der Sonne eine Stunde lang den Berg hoch radeln. Nach 600 hm haben wir die schönste Aussicht ringsum. Doch der zweite größere Anstieg wartet schon auf uns. Schnell sind wir wieder im Tal und wollen dann den nächsten Buckel hoch zum Ziel der Tour: Le Rubli – wir befinden uns inzwischen im französischen Teil der Schweiz. Laut Singletrailmap eine rot markierte Strecke, das heißt: anspruchsvoll. Ein Schotterweg, aber mit heftiger Steigung, nur die ganz Fitten schaffen diese Steigungen in einem Rutsch…
Vor uns erhebt sich schon seit dem Eggli, der Alm über Gstaad, die Gummfluh, ein steiler Felszacken, der an die Berge in den Dolomiten erinnert. Auch Le Rubli ist eine imposante Felswand. Hier oben lohnt es sich Rast zu machen. Der Blick geht hinüber bis zum Wildstrubelgletscher.
So steil wie es hoch ging, geht es wieder hinunter: einen Fahrweg, der mit viel losem Schotter Aufmerksamkeit und Konzentration erfordert. Jonas gönnt sich an einem durchfahrbaren Weidezaun ein zu langsames Tempo und beginnt plötzlich ganz munter herumzuhüpfen, begleitet von Begeisterungsschreien: Au, au… Der Weidezaunstrom war ihm in die Hose gefahren….
Bald verlassen wir den Fahrweg und folgen einem Wanderweg nach unten, der in der Singletrailmap verzeichnet ist: schwarze Punkte, also schwierig. Der erste Teil macht vielleicht dem Hans Jörg Rey Spaß, wenn er Geld dafür bekommt. Zu viel nasse Wurzeln und Felsen zwingen uns zum Schieben, erst der zweite Teil ist fahrbar.
Vor Rougemnent biegen wir rechts ab und fahren am Bach entlang, am Flugplatz entlang zurück nach Gstaad.
Tag: Mi, 09.08.06
Fahrer/innen: Benjamin, Andrea, Lukas, Jonas, Elisabeth und Mara
Strecke: Reusch, Oldenegg
Dauer/Länge/Höhenmeter: 3
Wanderung zum Oldenegg
Die Kabinenbahn bringt und auf 2000m hoch (Alptraum für E.). Kleine Rundwanderung durch den Oldenggkessel. Soll berühmt sien für seine Murmeltierkolonie. Wir haben leider nur ein einziges gesehen. Steiler Abstieg am Wasserfall entlang zurück nach Reusch.
Tag: Do, 10.08.06
Fahrer/innen: Benjamin, Jonas / Andrea, Lukas
Strecke: Meiersgrund, Col de Jable, Gros Jable, les Vuites, La Molaire, Sazieme, Arnenpass, Arnensee
Dauer/Länge/Höhenmeter: 4 Std / 40 km / 1700 hm (geschätzt)
Kuhfladenslalom
Da haben wir uns eine tolle tour zusammengestellt. Auf der Karte sieht alles so verführerisch und sinnvoll aus. Auf der Singletrailmap sind die Wege markiert. Zuviel Schwarz. Und Schwarz bedeutet: halsbrecherisch bis todesmutig… Wir haben dann die Tour dann unterwegs umgestellt und sind unsere eignen Wege gefahren – obwohl die auch nicht besser, d.h. fahrbarer waren. Aber eigentlich sollten wir es wissen, wir wollen ja nicht nur in den Tälern herum gondeln, sondern mountainbiken. Aber ein wenig weniger schieben wäre uns schon recht gewesen.
Der erste Teil der Tour ist glatt gelaufen: erst Teer, dann Schotterstraße bis zur letzten Alm vorm Col de Jable. Mit ein wenig Quälerei geht es über einen breiten, aber ausgetretenen Kuhpfad bis zum Col. Wir sagen Pass. Wir sind also in der franz. Schweiz. Hier beginnt ein Naturschutzgebiet und ein verwittertes Schild verbietet hier allerlei: Blumen pflücken, Hunde laufen lassen, Rad fahren… Wir haben unsere Singletrailmap dabei und dort ist der Weg eingezeichnet… Die wenigen Franzosen, die wir an den Almhütten gesehen haben, hat das nicht berührt, sie haben meistens nicht einmal gegrüßt.
Nach dem Col biegen wir über einen halsbrecherischen Pfad ab ins Tal von Evitaz. Von hier müssen wir wieder hoch zum Talabschluss, um dort über den Arnenpass zum Arnensee zu gelangen. Dort wollen wir Andrea und Lukas treffen. Erst geht es gemütlich über ein Teersträßchen, dann wird es bald ungemütlich steinig und steil. Benjamin und Jonas trainieren schon mal für den Schlacko King 2007… Zwei Almhirten (oder wie heißen die heute?) grüßen: Bonne route! Bald gelangen wir zu einer Almhütte und werden von einem Chien wütend empfangen. Nachdem er uns alle abgeschnüffelt hat, wird er ganz zutraulich. Wir müssen jetzt sowieso Mittag machen und lassen Struppi daran teilnehmen. Unsere Sojawurst schmeckt ihm hervorragend. So was Leckeres gab es hier oben noch nie!
Und wieder heißt es schieben, diesmal durch niedriges Gestrüpp, bis wir endlich zum Fenetre D´Arnon kommen. Wäre der Himmel nicht so bewölkt, hätten wir eine tolle Sicht auf die Gletscher. Auf der Arnenalm sprechen wir noch ein wenig mit einem Bauer, der das Wetter zum Biken ganz gut findet. Aber der Weg zum Arnensee sei nicht ohne, solche dicken Steine – und er zeigt uns die Faust.
Am Arnensee warten Andrea und Lukas schon auf uns. Durchgefroren. Sie warten schon eine Stunde: Sie waren zu schnell oben und wir zu langsam unten…
Tag: Fr, 11.08.06
Strecke: Lauenensee, Geltenhütte
Dauer/Länge/Höhenmeter: 5 Std
Wanderung zur Geltenhütte
Um es gleich zu sagen: eine sehr empfehlenswerte Wanderung! Abwechslungsreiche Strecke (flach, steil, klettern, aber alles machbar) und tolle Landschaft: Wasserfälle, Gletscher, Tobel, Weiden, Felsen…
Tag: Sa, 12.08.06
Strecke: Saanen, Rougement, Chateau d´Oex
Dauer/Länge/Höhenmeter: 2,5 Std / 32 km
Fahrer/innen: mit Benjamin, Andrea, Elisabeth
Französisches Flair
Es muss nicht immer eine knochenharte Tour mit vielen Höhenmetern sein. Gedacht als Tour im Regen, blieb dieser aus und wir gondelten gemütlich den Radweg nach Chateau d´Oex entlang. Wenig Höhenmeter, aber viel zu sehen: liebliche Landschaft, nicht so bebaut und überladen wie im Simmental, alte Häuser mit vielen Schnitzereien, Orte mit erhaltenem alten Stadtkern. Reizend: Chateau d´Oex.
Für Elisabeth war es die erste längere Tour auf dem Bike und es hat gut geklappt.
Tag: Mo, 14.08.06
Strecke 1: Gstaad, Oberbort, Wintermatte, Trütlispass, Lauenen
Dauer/Länge/Höhenmeter: 2 Std
Fahrer/innen: mit Benjamin, Andrea
Eiskalt erwischt
Morgens regnet es schon. Mir ignoriere de Räge – und fahren los. Zwischendrin lässt er nach – bis er uns endgültig am Trütlisbergpass den Garaus macht.
Die Tour stammt aus der Singletrailmap und ist auf der Rückseite beschrieben: die Umrundung der Giferspitz. Sehr empfehlenswert – bei gutem Wetter. Man fährt durch Gstaad durch, durch Oberbort und an der Bergseite entlang in das Tal hinein. Bald kann man den markierten Radweg verlassen und den Wanderweg am Bach entlang nehmen. Später wird der Weg wieder zu einem Zubringerweg zu den verschiedenen Almen, die im Tal liegen. Die Steigung ist im Gegensatz zu anderen Touren sehr angenehm.
An der letzten Almhütte vorm Pass kommt der Regen eisig kalt vorn vorn und treibt uns wieder zurück. Wir warten zwar auf der Marchi-Hütte noch eine Zeitlang, sind inzwischen durchgefroren und der Regen lässt einfach nicht nach, Berge sieht man sowieso keine…
Den Rückweg nehmen wir über Blissen, eine schöne Runde, als Panoramaweg für Bikes ausgeschildert.
Wir geben uns an diesem Tag nicht geschlagen. Als der Regen nachmittags aufhört, unternehmen wir eine zweite Tour:
Strecke 2: Gstaad, Saanen, Grischbachtal, Rellerli, Schönried
Dauer/Länge/Höhenmeter: 3 Std
Fahrer/innen: mit Benjamin
Panorama mit Einschränkungen
Weil er in vielen Schriften hoch gelobt wird, der Rellerligrat, wegen seiner überragenden Aussicht, nehmen wir ihn uns vor. Auffahrt durch das Grischbachtal. Irgendwann regnet es doch wieder, hört dann aber auf und wir nehmen die 600 hm Steigung in Angriff. Das Teersträßchen und das Felspanorama ringsherum erleichtern die Arbeit. Auf Mittelberg haben wir es geschafft. Jetzt geht es fast eben über den Hüngrigrat bis auf die Bergnase des Rellerli. Hier oben sehen wir auch das erste Mal Mountainbikespuren. Nach einer halben Stunde: das Panorama. Leider hängen in den hohen Bergen immer noch die Wolken, aber der Blick reicht rechts von den französischen Alpen (zu ahnen: Mont blanc) bis links zu Eiger, Mönch und Jungfrau, den mächtigen Viertausendern. Auch die kleineren Gipfel sind nett anzuschauen: mit frischem Schnee gepudert sehen wie frisch gestylt aus. Schneegrenze in diesen Tagen: unter 2000m.
Die Bergstation ist natürlich um diese Zeit (18.30 Uhr) ausgestorben, die Ruhe ist ergreifend. Leider pfeift der eisige Wind und wir machen uns auf den Rückweg: 800m Abfahrt auf Schotter nach Schönried. Nur einmal werden wir aufgehalten, weil ein Ziegenhirt seine Ziegenbande nach dem Melken wieder ins Freie jagt.
Tag: Di, 15.08.06
Strecke 1: Gstaad, Feutersoy, Arnensee
Dauer/Länge/Höhenmeter: 2 Std
Fahrer/innen: mit Benjamin, Andrea und Elisabeth
Weiße Gipfel am Arnensee
Letzter Tag: schönster Sonnenschein. Diesmal ist Elisabeth wieder dabei, bis zum Arnensee will sie es schaffen – und tut es auch. Herrliches Wetter, ein fahrbarer Anstieg über ein Teersträßchen bis zum Arnensee. Strahlend weiße Berggipfel dank des vielen Regens. Den Rückweg treten wir über einen wurzeligen Wanderweg an, den ich leider für einen Fahrweg gehalten habe. Das heißt: schieben, bis wir wieder zur Straße kommen.