Siersburg und Sudelfels

Mysterytour Acht
Wir besuchen Kelten, Römer und Ritter

 

Start: Wallerfangen oder Schmelz (gesamt 90 km)
Kurzbeschreibung der Strecke:
Ortsausgang Wallerfangen, Auffahrt zum Oberlimberg, Oberlimberg, Siersburg/Heßmühle, Ruine Siersburg, an der Nied entlang, Hemmersdorf, Wackenmühle, Niedaltdorf, Sudelfels, Gisingen, Sonnental, Wallerfangen

 

Teil 1: Oberlimberg
Am Ortsausgang Wallerfangen (Richtung Dillingen) steht das Tor offen ins riesige Gelände der von Bochs und sonstiger Adliger, die sich hier niedergelassen haben. Ein breiter und roter Schotterweg führt uns den Oberlimberg hoch. Nicht zu steil, aber das ist relativ, den ein oder anderen Schieber wird man hier schon antreffen. In der letzten Kurve fallen wir erschrocken vom Rad: hier liegen lauter Tote herum. Mit abgehackten Köpfen, Armen oder Beinen. Gottseidank – alle aus Stein. Wir rasten und gehen erstmal verschiedenen Gesäften nach. Ist das jetzt hier ne Kultstätte oder ne Schutthalde?
Eine kleine Internetrecherche lässt vermuten, dass es sich um Reste der 1794 teilweise zertrümmerten Kreuzwegstationen des Oberlimberg handelt, ehemals lebensgroße Figurengruppen, 1723 von Pierar de Corail geschaffen. Um 1930 wurden die meist kopflosen Figurentorsen an einer Stelle zusammengetragen. Wir atmen andächtig den Geist vergangener Zeiten.
Der Weg geradeaus ist gesperrt, wir fahren durch den Wald. Wer Lust und Zeit hat, besichtigt oben auf dem Berg die Kapelle. Sie sieht bisschen ramponiert aus: Scheiben eingeworfen… Aber: Eine edel aussehende kleine Tafel informiert uns, dass ein Nachfahre des Nikolaus Adolph de Galhau hier renoviert hat, aber sich gegen Vandalismus nicht wehren kann und deshalb jetzt alles mal so ramponiert bleibt.
An der ersten Schranke biegen wir rechts rein. Es geht immer mehr den Berg runter. An der nächsten großen Abzweigung müssen wir den Weg links hoch sausen und uns dann immer rechts halten. Wenn wir dann unten im Tal schon die ersten Häuser von Siersburg sehen, müssen wir runter. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Unten an der großen Kreuzung angekommen, halten wir uns links und fahren aus dem Wald heraus. Im Ort fahren wir rechts am Wald vorbei bis zur Heßmühle. Dort nach links, dann wieder rechts über die Bahngeleise und über zwei Kreuzungen geradeaus zur Siersburg hochfahren.

 

Teil 2: Die Ruine Siersburg
Ein breiter Weg führt hinauf. Wer möchte kann, sobald der Fuß der Burg erreicht ist, den steilen, schmalen Pfad zur Burgmauer hoch fahren. Durch ein Tor gelangen wir auf das Burggelände, das wir gut mit dem Bike abfahren können. „Über den Ursprung der Burg liegen keine Nachrichten vor. Angehörige eines Geschlechts „von Siersberg“ werden erst im 12.Jh. erwähnt… Die Gründe für den Bau der Burg an dieser Stelle waren der Schutz von Lothringen und der hier verlaufenden Handelsstraßen und die Kontrolle der Schifffahrt auf der Saar. Die Flandernstraße von Italien nach Flandern überquerte unmittelbar am Fuße des Burgberges die Nied. Der Raum um die Siersburg lag auch im Interessengebiet der Erzbischöfe von Trier. Um 1175 eroberte Erzbischof Arnold von Trier die Burg… Im 18.Jh. verlor die Siersburg ihre militärische Bedeutung. Ihr Zerfall schritt voran. Im spanischen Erbfolgekrieg zu Beginn des 18.Jh. und im österreichischen Erbfolgekrieg nach 1740 wurde die Gegend wieder in Mitleidenschaft gezogen. 1751 verlor die Siersburg auch ihre Funktion als Verwaltungssitz… Der Verfall der Burg ging weiter. 1781 brannte der Helm des großen Turmes nach einem Blitzeinschlag ab. Im Zuge der Französischen Revolution 1789-1794 wurde die Burg 1793 größtenteils zerstört. Sie ging in französischen Staatsbesitz über, wurde versteigert und diente fortan als Steinbruch. 1815 kam die Region mit der Burg unter preußische Verwaltung. Der weitere Abriß wurde sofort verboten…“ (nach Helmut Grein in www.saarland-plus.de)
Auf der anderen Seite nehmen wir den Weg zurück nach Siersburg. Wir fahren aus dem Burghof heraus und halten uns am Fuß der Burg jetzt links. Hinter zwei Schautafeln führt ein Fußweg den Berg runter. Viele Holzstufen schmälern bzw. vergrößern den Trailgenuss.

 

Teil 3: An der Nied entlang
Wieder in Siersburg fahren wir links in die Straße rein und nehmen dann die nächste rechts. Über einen größeren Platz kommen wir zur Nied runter, fahren aber nicht über die Brücke, sondern folgen dem Weg am Niedufer entlang. Locker dahin gleitend genießen wir dieses Stück Natur, die ruhig fließende Nied. Bald schon müssen wir jedoch den Pfad verlassen und auf einem breiten Uferweg weiter fahren. An der nächsten Holzbrücke wechseln wir auf die andere Seite und fahren bis Hemmersdorf rein. Hinter der Niedbrücke biegen wir zur Wackenmühle ab. Im Herbst und Winter sieht es hier recht trostlos aus: der Campingplatz gähnt vor Leere, im Sommer jedoch herrscht hier ein buntes Treiben. Über zwei Brücken wechseln wir wieder auf die andere Niedseite, hören kurz dem Klappern der Mühle unterm Haus zu… Dann geht es unter der Bahnunterführung durch, immer der Radwanderwegmarkierung nach Niealtdorf folgend. Ein grünes Schild warnt uns vor einer gigantischen Steigung: 60m auf 1,2 km! In Niedaltdorf fahren wir gleich wieder aus dem Ort heraus und die nächste Straße rechts ab Richtung Frankreich (Sierck) bringt uns dann zum Sudelfels. Wir achten auf die Felsengruppe, die auf der linken Straßenseite hinter Gebüsch etwas versteckt liegt.

 

Teil 4: Sudelfels: Quellheiligtum und römische Landhausvilla
Etwas unspektakulär durch die blätterlosen Bäume ringsum und den trüben Himmel präsentieren sich uns im Herbst und Winter das Quellheiligtum der Sirona und die Ruinen eine römischen Landhauses. Etwas ungepflegt wirkt die Anlage: die allgegenwärtigen Dosen und Plasitkflaschen erschweren den Trip in die Vergangenheit, der heilige Brunnen könnte auch eine Reinigung vertragen… Schon die Kelten vor zweitausend Jahren und dann die Römer haben diesen Platz als Kultstätte eingerichtet. Wir erfahren: „Die gefundenen Inschriften und Figuren bezeugen, dass neben den keltischen Göttinnen Sirona und Rosmerta auch dei römischen Gottheiten Apollo, Merkur und Minerva verehrt wurden.“ Der Gebäudekomplex, der in den Grundmauern noch erhalten ist, beherbergte möglicherweise die Priesterinnen, die das Heiligtum betreuten.
Unterhalb der Ausgrabungsstätte liegt die Felsgruppe, die scheinbar das Fundament der gallo-römischen Anlage bildet: der Sudelfels. Er hat eine besondere Ausstrahlung. Skurile Formen, in den Fels gemeißelte Eingänge bzw. Fenster, Efeuranken überall. Wer hat hier den Fels bearbeitet?

 

Teil 5: Das Sonnental
Der steile Anstieg hoch nach Gisingen holt uns in die Gegenwart zurück. Nach dem ersten Stück wenden wir uns nach links und an der nächsten Abzweigung rechts rum, weiter den Berg hinauf. Wir halten uns links auf einen Aussiedlerhof zu, an ihm vorbei. Dann sind wir auf der Höhe. Bevor wir zu einem kleinen Modellfugplatz kommen entdecken wir zwischen Weißdornhecken eine Traktorspur den Berg hinunter. Wir treffen auf die Hauptstraße nach Gisingen, verlassen sie aber gleich wieder auf dem Schotterweg, der ins gegenüberliegende bewaldete Tal führt. Husterheck heißt dieses etwas felsige Waldstück. An der ersten Abzweigung geht es rechts hoch über eine schöne, gemauerte Steinbrücke und weiter bergan bis nach Gisingen.
Wir durchqueren den kleinen Ort, bis wir zu einem Kreuz unter eine Trauerweide kommen. Wir biegen links ab, den nächsten Feldweg rechts rein und dann direkt auf den Wald zu. Im Wald stoßen wir bald auf eine mit Wandermarkierungen gekennzeichnete Kreuzung. Jetzt beginnt ein interessanter, leider kurzer Singletrail, der auf einem breiten Weg endet. Wir sind im Sonnental.
Links herum führt uns der Waldweg flott den Berg hinunter. Wir fahren noch nicht ganz runter ins Tal, sondern biegen den Weg rechts ein,auf den wir gestoßen sind. Es geht wieder aufwärts. Das Rauschen eines Baches wird immer stärker, die Felsbrocken immer dicker und die Tannen immer dichter. Am Talschluss erwartet uns ein kleiner Wasserfall. Es lohnt sich, etwas zu ihm hin zu klettern. Über den Bach hinweg setzen wir unseren Weg fort. Der Weg wird zum Pfad, an der nächsten Abzweigung müssen wir dann endgültig ins Sonntal hinunter. Bald hat uns die geteerte Zivilisation wieder… (Stand 3/2003)

 

 

Eine andere Variante
Diese Tour ab Beckingen: 40 km unn 800 hm. Sie verläuft anders – Auszug aus dem Tagebuch:

 

Tag: Mi, 18.10.06
Fahrer/innen: allein
Strecke: Düppenweiler, Beckingen, Rehlingen, Siersburg, Niedtal, Niedaltdorf…
Dauer/Länge/Höhenmeter: 3 Std 50 / 70 km
Nied(liche) Tour
Geplant als niedliche Hin-Tour an der Nied entlang nach Bouzonville wurde doch eine längere Geschichte daraus.
Bis zur Saar runter geht es am Litermont vorbei den Kondeler Bach entlang. Verkehr, Autos, Gestank, nervöse Menschen in Rehlingen. Die Abzweigung zur Marienkapelle hoch: die erste Steigung. An der Kapelle vorbei, am Nikolaushof vorbei: Überall werden Äpfel geerntet oder Feuerchen gemacht und Hecken verbrannt (?). Ein schönes Stück Weg: um den Berg herum zur Siersburg. Auf der Burg: Oma-Opa-Enkel laufen mir ständig im Foto herum. Schon lange nicht mehr gefahren: den trailigen Fußweg runter in den Ort. E. leider nicht zuhause.
An der Nied entlang zu fahren war für mich diesmal eher langweilig: So viel sieht man von dem Flüsschen nicht. Ab der Wackenmühle neu ausprobiert: der Schleife der Nied gefolgt an der Moulin Grafenthal vorbei. Die erhofften Ausblicke auf die Nied blieben aus. Auf der Höhe im Wald an einer Weggabelung ein Schild: Keltenhaus / Maison celtique. Nach zwei Kilometern, direkt an der französischen Grenze im Wald: ein Nachbau eines Wohnhauses, wie es in der Keltenzeit üblich war. Laut Infotafel hat man vor Jahren hier im Wald viele Keltengräber gefunden und daraus geschlossen, dass an dieser Stelle eine Siedlung gestanden haben muss. Das erste Haus der Kelten ist nun wiedererstanden, das gesamte Dorf soll folgen.

 

Burgspeed

Wackenmühle Den Römern durchs Wohnzimmer biken

Sirona lässt grüßen

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